Der HIV-Test
Mit dem HIV-Test wird das Vorliegen von Antikörpern gegen HIV im Blut nachgewiesen. Nach einer Ansteckung werden diese Antikörper nur langsam gebildet, so dass sich eine HIV-Infektion meist erst nach 1 bis 3 Monaten durch den Bluttest sicher feststellen lässt. Die Blutuntersuchung auf HIV gilt meistens als Wunschleistung und ist somit keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Die Krankenkassen übernehmen jedoch die Kosten der Untersuchung, wenn der Arzt den Verdacht auf eine HIV-Infektion hat .HIV-Tests unterteilen sich in Suchtests und Bestätigungstests. Ziel eines Suchtests (z. B. ELISA-Suchtest) ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen – um den Preis, dass auch einige nicht-infizierte fälschlicherweise positiv getestet werden. Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen Ländern ein Bestätigungstest (in Deutschland und den USA: Western-Blot-Bestätigungstest) vorgeschrieben, um eine falsch positive Diagnose zu verhindern. HIV-Tests werden meist in einem Labor durchgeführt. Es existieren jedoch auch Schnelltests, die ohne technische Hilfsmittel bereits nach einer halben Stunde ein Ergebnis anzeigen können. Ein HIV-Test darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen durchgeführt werden, eine Testung ohne Wissen des Patienten ist rechtlich unzulässig und kann dementsprechend geahndet werden. In Deutschland muss ein positiver HIV-Test gemäà Infektionsschutzgesetz in anonymisierter Form an das Robert Koch-Institut in Berlin gemeldet werden. In Ãsterreich ist nur die Aids-Erkrankung, nicht aber die bloÃe HIV-Infektion meldepflichtig.
ELISA-Suchtest
Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) ist das gängigste Nachweisverfahren für HIV im menschlichen Blut. Er besitzt eine Sensitivität von nahezu 100 % (so gut wie alle HIV-Infizierten werden erkannt) und wird daher als Suchtest benutzt. Die Spezifität beträgt mindestens 99,5 %. Letzteres erscheint zwar sehr hoch, in der Praxis bedeutet es aber, dass 0,5 % aller getesteten Personen einen positiven HIV-Test haben, obwohl sie gar nicht infiziert sind. Deswegen ist der ELISA nicht als Bestätigungstest geeignet. Der klassische ELISA-Test weist nicht das Virus selbst, sondern Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2 nach, die der Körper im Rahmen einer Immunantwort gegen das Virus produziert. Seit 1999 können neuere ELISA-Tests noch zusätzlich einen Bestandteil der Virushülle (Kapsid) von HIV-1 nachweisen, das p24-Antigen. Da die Produktion dieser Antikörper jedoch einige Zeit braucht und auch das p24-Antigen nicht sofort nach einer Infektion im Blut nachweisbar ist, kann man erst zwölf Wochen nach einer möglichen Ansteckung davon ausgehen, dass dieser Test bei allen infizierten Personen positiv ausfällt. Dieser Zeitraum, in dem auch ein HIV-Positiver fälschlicherweise negativ getestet werden kann, nennt sich diagnostische Lücke. Ein ELISA-Test kostet beim Hausarzt ca. 20 bis 25 Euro (Stand: 2006). Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur, wenn bereits Krankheitszeichen auf eine Infektion hindeuten, viele Gesundheitsämter bieten diesen Test aber auch anonym und kostenlos oder kostengünstiger an.
Western-Blot-Bestätigungstest
Ein Test mittels Western Blot ist in Deutschland und den USA vorgeschrieben, wenn ein ELISA-Test positiv oder grenzwertig auf HIV ausfällt. Der Western-Blot-Test hat eine Spezifität von 99,9996 %, was bedeutet, dass 4 in einer Million nicht-infizierten Personen fälschlicherweise HIV-positiv getestet werden, so daà sich bei einer HIV-Prävalenz von 500 pro eine Million Einwohner ein prädikativer Fehler von nur 0,8 % ergibt, womit dieser Test als Bestätigungstest geeignet ist.[8]
Der Western-Blot weist ausschlieÃlich Antikörper gegen HIV im Blut nach. Im Gegensatz zum ELISA werden hier jedoch mehrere Arten von verschiedenen Antikörpern nachgewiesen, die speziell gegen einzelne Proteinbestandteile des Virus gerichtet sind. Beim ELISA wird nur ganz allgemein auf alle Arten von Antikörpern gegen HIV-1 und HIV-2 getestet. Der Western-Blot-Test hat allerdings ebenfalls eine diagnostische Lücke von zwölf Wochen.
Die Richtlinien zur Auswertung des Western-Blots sind unterschiedlich. In Deutschland gilt der Test als positiv, wenn mindestens zwei verschiedene Arten von Antikörpern nachgewiesen wurden, eine davon muss gegen Glykoproteine der Virushülle gerichtet sein (siehe auch Struktur und Aufbau des HI-Virus).
Der Western-Blot-Test ist aufwendiger und teurer als der ELISA-Test, was auch ein Grund dafür ist, dass dieser im Normalfall nur eingesetzt wird, wenn ein vorheriger ELISA-Test positiv ausfällt.
PCR-Test
Der Test mittels der Polymerasekettenreaktion (engl.: PCR) hat von allen Testverfahren die kürzeste diagnostische Lücke von nur 10 bis 15 Tagen. Hier werden keine Antikörper, sondern Teile des Virus selbst über dessen Erbgut in Form von Bruchstücken der RNA nachgewiesen. Da auf diese Weise schon Infektionen in sehr frühen Stadien nachgewiesen werden können, die bei ELISA und Western-Blot unter Umständen unentdeckt geblieben wären, ist ein PCR-Test auf HIV seit 2004 in Deutschland für das Screening von Blutkonserven vorgeschrieben, wurde aber bereits vorher von den meisten Blutspendediensten freiwillig durchgeführt.[9] Da die PCR ein teures Verfahren ist, werden Proben von mehreren Blutkonserven gemischt („pooling“) und gemeinsam getestet. Bei einem positiven Befund müssen alle dazugehörigen Blutkonserven einzeln nachgetestet werden. Das Risiko der Ãbertragung von HIV durch eine Bluttransfusion hat sich in Deutschland durch die verbindliche Einführung der PCR von 1 : 2.77 Mio auf 1 : 5.54 Mio halbiert.
Eine Variante dieses Tests, die Real-Time-PCR (RT-PCR), kann sogar die Anzahl an Genomkopien von HIV im Blut bestimmen und lässt so indirekt Rückschlüsse auf die Viruslast eines Patienten zu. Durch regelmäÃige Bluttests kann so bei Patienten mit einer bekannten HIV-Infektion der Erfolg einer Therapie beurteilt werden.
Bei Neugeborenen ist die PCR sogar die einzige Möglichkeit, eine HIV-Ãbertragung von der Mutter schon kurz nach der Geburt auszuschlieÃen. Verfahren, die Antikörper gegen HIV erkennen, sind in diesem Fall wertlos, da mütterliche IgG-Antikörper durch die Plazenta auch in den Blutkreislauf des Fötus gelangen. Früher konnte erst 15 Monate nach Geburt eine HIV-Infektion des Säuglings endgültig bestätigt oder ausgeschlossen werden, mittels PCR kann dies bereits nach vier Monaten geschehen.[11]
Resistenzbestimmung
Es ist mittlerweile auch möglich zu testen, ob der HI-Virus im Blut von Patienten bereits Resistenzen gegen antiretrovirale Medikamente entwickelt hat (siehe auch Therapie von Aids). Es existieren dafür zwei unterschiedliche Methoden.[12]
Die genotypische Resistenzbestimmung weist mittels PCR Mutationen in bestimmten Genen des Virus nach, von denen bekannt sind, dass sie mit der Resistenz gegen bestimmte Medikamente in Zusammenhang stehen. Hier handelt es sich jedoch nur um eine indirekte Bestimmung der Resistenz. Die Interpretation der verschiedenen Mutationen, um das tatsächliche Verhalten in vivo vorherzusagen, kann schwierig sein. Ein Vorteil ist, dass dieser Test schon nach wenigen Tagen Resultate liefern kann.
Bei der phänotypische Resistenzbestimmung werden Viren aus dem Patientenblut in einer Zellkultur vermehrt und ihre Empfindlichkeit auf Medikamenten überprüft. Alternativ können auch nur einzelne Gene des HI-Virus vom Patienten in virenähnliche Konstrukte eingeschleust werden, die anschlieÃend getestet werden. Der Vorteil ist hier eine direkte Resistenzbestimmung, die näher an den tatsächlichen Verhältnissen in vivo liegt. Allerdings ist dieser Test etwa doppelt so teuer wie die genotypische Resistenzbestimmung und braucht mehrere Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt.
Seit 2005 ist die genotypische Resistenzbestimmung von den gesetzlichen Krankenkassen für spezielle Fragestellungen anerkannt, z. B. bei einer Infektion von Schwangeren oder bei einem nicht-ansprechen auf die Therapie.[13]
Schnelltests
2002 wurde der erste HIV-Schnelltest (engl.: rapid/simple test devices, point of care tests) von der Food and Drug Administration in den USA zugelassen.[14] In der Regel messen sie Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2 aus dem Blut einer Testperson und besitzen daher ebenfalls eine diagnostische Lücke von bis zu zwölf Wochen. Ãhnlich wie der ELISA sind auch sie als Suchtest ausgelegt, auch wenn sie auf technischer Ebene anders funktionieren als ein ELISA. Ein positives Resultat muss daher durch einen Western-Blot bestätigt werden. Für einige Test-Kits muss das Blut vorher zentrifugiert werden, und die Durchführung verlangt komplizierte Zwischenschritte, womit sie sich eher an (einfach ausgestattete) Labors richten, die selbst keine eigenen HIV-Tests anbieten können. Andere Tests wiederum benötigen lediglich Blut aus der Fingerbeere oder gar nur Speichelflüssigkeit und sind damit theoretisch sogar ohne zusätzliche Ausstattung „zu Hause“ durchführbar. Das Ergebnis wird nach ca. 15 bis 30 Minuten angezeigt, es wird meist über Kontrollstreifen abgelesen (ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest).
In den USA müssen sich Käufer eines solchen Schnelltests vorher gemäà den Clinical Laboratory Improvement Amendments als Labor registrieren lassen, sodass es auf legalem Wege für eine Privatperson nicht möglich ist, einen HIV-Schnelltest zu kaufen. Auch in der Europäischen Union ist seit 2006 ein solcher Schnelltest zugelassen[15], allerdings ist es auch hier nur Labors oder Krankenhäusern erlaubt, solche Tests zu erwerben.[16] In Industrieländern können Schnelltests in Situationen eingesetzt werden, bei denen es auf ein schnelles Ergebnis ankommt, z. B. für die Entscheidung einer Postexpositionsprophylaxe nach Nadelstichverletzungen. Das Problem, dass viele HIV-Testergebnisse von Patienten nie abgeholt werden (in den USA ca. 10 %), könnte so auch umgangen werden. Auch für Entwicklungsländer sind Schnelltests nützlich, da es dort in der Regel an gut ausgestatteten Labors für herkömmliche HIV-Tests fehlt.